Biohnennen AG
Erzeugergemeinschaft mit Herz

Gerlinde Wagner mit Eierschachteln der Biohennen im Arm.

Die Biohennen AG legt besonderen Wert auf artgerechte Legehennenhaltung und auf eine solidarische Unternehmenskultur.

 

Rund 600.000 Eier werden in der Zentrale der Biohennen AG im bayerischen Vohburg in einer Woche sortiert und verpackt, das sind gut 30 Millionen Eier im Jahr. Möglich macht das die moderne Sortieranlage, die in der Packstation läuft. Um die verpackte Ware an Händler und Gastronomen auszuliefern, sind drei LKWs ständig unterwegs. Die Logistik dafür ist anspruchsvoll, denn auf dem Rückweg werden zugleich die frischen Eier von den Landwirten abgeholt.

Stolz erzählt Vorstand und Geschäftsführerin Gerlinde Wagner von der Erfolgsgeschichte der Biohennen AG. Sie weiß, wie viel sich in den gut 20 Jahren seit der Gründung der Firma getan hat, sie war von Anfang an selbst dabei.

 

Sechs Landwirte und Bio-Pioniere, für die das Wohl der Tiere ein Leitgedanke ihrer Arbeit war, hatten sich 1997 zusammengefunden, um die CW Öko Ei GmbH zu gründen. Seit 2008 firmiert das Unternehmen als Biohennen AG. An der Grundidee hat sich seitdem wenig geändert: Im Zentrum stehen der Bio-Gedanke und die artgerechte Haltung von Legehennen auf bäuerlichen Höfen der Region. Hauptaufgabe der Biohennen AG ist die Vermarktung der erzeugten Eier.

Lebensqualität für Legehennen

 „Legehennen sind Hochleistungsarbeiter, das darf man nicht vergessen“, erklärt Gerlinde Wagner. „Sie brauchen optimale Bedingungen, um ihren Job zu machen.“ Um das zu gewährleisten, erlauben die Richtlinien der Erzeugergemeinschaft maximal 4,5 Hennen pro Quadratmeter Stallfläche. Das übertrifft sogar die Vorgaben des Biokreis, die bis zu sechs Tiere pro Quadratmeter zulassen. Auch die Lichtverhältnisse im Stall, Sandbad, Fütterung und Nestfläche sind darin auf höchstem Standard geregelt. Das Signal an die Verbraucher ist klar: die Eier der Biohennen gewährleisten einen Mehrwert an Tierwohl.

 

Auch beim Futter für die Hennen sind die Ansprüche des Unternehmens hoch. Die Versorgung mit 100 Prozent biologisch und möglichst regional erzeugten Futtermitteln sicherzustellen ist nicht immer einfach, aber durch die gute Zusammenarbeit mit der Futtermühle Meitinger gewährleistet. Sie stellt die spezielle Biohennen-Futtermischung her und fertigt außerdem Futtermittel nach den Bedürfnissen der einzelnen Bauern an. Die Biohennen-Futtermischung wurde eigens von Landwirt Sepp Grabmaier für die Firma entwickelt. Der Mitbegründer der Biohennen war auch der erste Aufsichtsratsvorsitzende der Firma und ist bis heute auf den Schachteln der Bio-Eier zu finden.

 

32 bäuerliche Betriebe in Bayern sind heute Teil der Biohennen-Gemeinschaft. Es könnten gerne noch mehr werden, meint Gerlinde Wagner, denn die Nachfrage sei gegeben. „Wir möchten noch mehr Erzeuger aufnehmen“, bestätigt sie. „Wobei das Wachstum eine Grenze hat, denn es soll auch in Zukunft so sein, dass wir uns persönlich kennen und umeinander wissen.“ 


"Diese Firma ist nicht dafür da, dass sich einzelne Menschen bereichern. Sie ist dafür da, dass die Bauern die Vermarktung aus der Hand geben, aber dennoch mitbestimmen können.“
Gerlinde Wagner, Geschäftsführerin der Biohennen AG


Der Wert der Gemeinschaft wird hochgehalten

Der Gedanke der Gemeinschaftlichkeit und der Teilhabe bestimmt die Geschichte des Unternehmens, das auch deshalb 2008 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Viele der Landwirte sind zu Teilhabern der Biohennen AG geworden. Damit haben sie direkten Einfluss auf richtungsweisende Entscheidungen in der Firma. Ganze Nachmittage werden bei den Aktionärsversammlungen für Diskussionen verwendet, damit am Ende Entscheidungen getroffen werden, die alle mittragen.

 

„Diese Firma ist nicht dafür da, dass sich einzelne Menschen bereichern. Sie ist dafür da, dass die Bauern die Vermarktung aus der Hand geben, aber dennoch mitbestimmen können“, stellt Gerlinde Wagner klar. Als Geschäftsführerin versteht sie sich daher als Interessenvertretung der Landwirte, der Mitarbeiter und damit der ganzen Solidargemeinschaft. Man hilft sich untereinander, zum Beispiel mit einer WhatsApp-Gruppe, die die Bauern untereinander vernetzt und in der sie Tipps und Hilfsangebote austauschen.

 

Natürlich gab es auch schwierige Zeiten und Konflikte. Bis zur heute bestehenden IFS-Zertifizierung durch den deutschen Einzelhandel war es ein weiter Weg und gab es viel zu lernen. Zum Beispiel beim Aufbau eines umfangreichen Qualitätssicherungsmanagements, das die hohen Anforderungen an Sicherheit und Qualität der Produkte sicherstellt, die nicht nur für die Zertifizierung notwendig sind. „Wir haben das alles geschafft, weil wir uns gegenseitig geholfen haben“, erzählt Gerlinde Wagner.

Biohennen-Eier mit Zukunft

Dass die eigene Marke inzwischen einen hohen Stellenwert hat, wurde spätestens durch die Anfrage eines Discounters klar, der die Eier in sein Sortiment aufnehmen wollte. Hauptabnehmer der Biohennen-Eier ist der Lebensmitteleinzelhandel. Aber auch der Biofachhandel, kleine Hofläden und die Gastronomie gehören zu den Kunden.

 

Die Entscheidung, einen Discounter zu liefern, ist in der Bio-Branche nicht unumstritten. Gerlinde Wagner stellt daher klar: „Wir liefern unsere Eier in der gewohnten Qualität zum angemessenen Preis.“ Kompromisse gibt es in dieser Hinsicht nicht, denn „unsere Eier haben ihren Wert.“ Aber wenn die Bedingungen stimmen, müsse es das Ziel sein, möglichst viele Verbraucher mit Bio-Eiern vom Bauernhof zu versorgen, ohne dass diese direkt dorthin fahren müssen. 

 

Stimmt die Vermarktung, dann ist auch der langfristige Erhalt der bäuerlichen Betriebe gesichert, und darum geht es der Biohennen AG schließlich auch. Deshalb unterstützt sie die Landwirte darin, attraktive Verdienstmöglichkeiten für die nächste Generation aufzubauen. Ein neuer Legehennenstall kann dazu durchaus beitragen, denn er bietet eine familienfreundliche Nebenbeschäftigung, die – im Vergleich zur Schweine- und Rinderhaltung – auch für Frauen gut zu bewerkstelligen ist.

 

Geflügelhaltung zum Zwecke der Emanzipation? „Ja, durchaus“, sagt Gerlinde Wagner lächelnd, „und zugleich als Programm, um traditionelle Landwirtschaft zu stärken, denn Geflügelhaltung war früher üblicherweise Frauenarbeit.“ Eine nachgefragte Marke, ein durchdachtes Konzept und eine starke Gemeinschaft – die Biohennen AG ist gut für die Zukunft gerüstet.

 

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