Seit 1952 gibt es den Kollweider Hof in Gangelt, NRW; seit 20 wird er ökologisch bewirtschaftet. Betriebsleiter Andre Tholen baut auf 60 Hektar Futter für seine rund 80 Jersey-Kühe an, dazu Getreide und Gemüse. Die Milch verarbeitet er in der hofeigenen Käserei zu Spezialitäten.
Andre, was ist das Besondere am Kollweider Hof?
Das Besondere ist unsere Vielfalt. Wir produzieren nicht nur hochwertigen Käse direkt bei uns am Hof, sondern bauen auch Gemüse an, zum Beispiel Spinat, Erbsen und Kartoffeln. Außerdem vermarkten wir das Fleisch unserer Kälber, die wir selbst mästen. Dafür werden unsere Jersey-Kühe mit Weißblauen Belgiern belegt und mit Molke, unserem Getreide und Gras gefüttert, das gibt sehr feines Fleisch. Und vor allem geben wir dadurch keine Kälber mehr in den konventionellen Markt ab, das ist uns sehr wichtig.
Besonders stolz sind wir aber auf unseren Käse, der ist unser anspruchsvollstes Produkt. Bei unserem Käse geht es uns immer um Spitzenqualität, nicht um Standardprodukte. Wir haben zwei Brie-Sorten im Angebot, einer davon wird mit Trüffel und Steinpilz veredelt, und den Weißen Kollweider. Die Rezeptur vom Weißen Kollweider haben wir komplett selbst entwickelt. Das ist ein Rohmilchkäse mit weißer Rinde, der mit den typischen Kulturen und im Verfahren von Schnittkäse produziert wird, dann aber in einem sehr speziellen Verfahren reift. Die Milch dafür kommt von unseren Jersey-Kühen und hat einen sehr hohen Fett- und Eiweißgehalt, das spielt eine große Rolle für die Qualität des Käses.
„Wir haben laufend, wirklich laufend neue Pläne.“
Was ist Euch in letzter Zeit besonders gut gelungen?
Wir haben kürzlich begonnen, das Fleisch unserer Altkühe zu vermarkten und wollen das weiter ausbauen. Langfristig wollen wir die Edelstücke der Altkühe – zum Beispiel Filet und Lende – gezielt als solche verkaufen. Aktuell haben wir schon damit begonnen „Jersey Altkuh Hackfleisch“ und „Jersey Altkuh Beinscheiben“ über das Internetportal Marktschwärmer anzubieten. Ich bin sehr gespannt, wie das laufen wird. Wir haben jährlich zehn bis zwölf Tiere, deren Fleisch wir gerne auf diesem Wege verkaufen wollen. Aktuell tüfteln wir aber noch daran, wie die Fleischreifung optimal gelingen kann.
Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?
Wir haben laufend, wirklich laufend neue Pläne. Zum Beispiel denken wir gerade darüber nach, unseren Brie in Zukunft aus Rohmilch zu fertigen. Das wäre nochmal ein Qualitätssprung, wir müssen aber die dafür notwendigen Laboruntersuchungen stemmen können. Außerdem sind wir gerade dabei, eine regionale Genossenschaft für die Vermarktung von Gemüse zu gründen. Über die Genossenschaft können wir dann unsere Kartoffeln im regionalen Lebensmittelhandel anbieten. Wir möchten unser Gemüse natürlich lieber frisch und regional vermarkten als es an Großabnehmer abzugeben. Langfristig ist es Ziel, dass wir alle unsere Produkte selbst vermarkten.
Eins ist für mich ganz klar: Nur mit den Standards kommt man nicht weiter. Man muss sich immer wieder neue Sachen trauen, vor allem, wenn man den Handel begeistern möchte.