Schafhaltung beim Biokreis

Zu Besuch bei der Edelkäserei Kalteiche im Siegerland | Bild: Christian Amend

Edelkäserei Kalteiche

Bei der Edelkäserei im Siegerland hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit Betriebsleiter Matthias Kühn. Matthias bewirtschaftet seit 2008 seinen eigenen Betrieb und war von Anfang an von der biologischen Wirtschaftsweise und vom Biokreis überzeugt. 2011 zog Matthias auf eine neue Hofstelle, denn er war sicher, von dort einen weiteren Schritt in der Betriebsentwicklung wagen zu können.

 

Heute bewirtschaftet Matthias den Hof mit seiner Frau und seiner Schwester. Außerdem gehören Angestellte für den Verkauf und die Kommissionierung sowie eine Auszubildende zum Team. Diese junge Mannschaft bewirtschaftet circa 40 Hektar Grünland und 2,5 Hektar Ackerland. Sie betreuen 80 Ostfriesische Milchschafe, die im Jahresschnitt bei muttergebundener Aufzucht etwa 380 Liter Milch geben, sowie 800 Legehennen.

Die Lammzeit der Milchschafe findet im Oktober statt. So kann einerseits das Weihnachtsgeschäft für den Verkauf von Milch genutzt werden, zum anderen sind die Lämmer zum Ostergeschäft schlachtreif.

 

Bis vor zwei Jahren hatte der Betrieb zudem noch Milchziegen. Allerdings war die doppelte Belastung beim Melken einfach zu viel und man trennte sich von den Ziegen. Doch der Verkauf der Tiere bedeutete keinen endgültigen Abschied von der Ziegenmilch, denn mit dem Kauf der Ziegen bot Matthias dem zukünftigen Ziegenbesitzer an, seine Milch weiterhin an die Edelkäserei zu liefern. Auf diese Weise konnte der Hof Arbeit abgegeben, einem weiteren Landwirt Zukunftsaussichten eröffnen und zugleich die Produktpalette erhalten.

 

Denn ohne eine eigene Veredelung der Schaf- und Ziegenmilch zu Käse wäre der notwendige Absatz und damit auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs kaum gegeben. Feta, Schnittkäse und viele weitere Sorten Käse werden auf dem Hof selbst hergestellt und zusammen mit Eiern, Fleisch und weiteren Bio-Produkten im eigenen Marktwagen und von Bio-Partnern verkauft, zum Beispiel auf Märkten in Köln und in Bonn. Doch der Fachkräftemangel sowohl für Verkauf als auch für die Landwirtschaft erschwert die Betriebsabläufe.

 

Dennoch: Durch die eigene Veredelung und die Leidenschaft zum Verkauf auf den Märkten ist der Betrieb lohnend. Für mich als Berater war es vor allem schön, die Begeisterung und Wertschätzung der Wochenmarktbesucher zu sehen und mitzuerleben.

 

Die Schäferei Lückhof

Die 1980 aus einem Milchviehbetrieb gegründete Schäferei in Dillenburg-Manderbach, Hessen, arbeitet schon seit 15 Jahren ökologisch und ist seit letztem Jahr beim Biokreis. Der Betrieb hält etwa 600 Mutterschafe und 150 Tiere zur Nachzucht. Insgesamt bewirtschaften die Lückhofs etwa 200 Hektar, überwiegend Grünland, aber auch die ein oder andere Landschaftspflegefläche. Früher arbeitete der Betrieb mit Merinolandschafen, doch inzwischen haben die Lückhofs das Coburger Fuchs- und das Röhnschaf für sich entdeckt.


Weitere spannende Tiere der Schäferei sind die Herdenschutzhunde, mit denen hier schon lange gearbeitet wird. Sie sind aufgrund des großen Beutegreifers Wolf in Deutschland immer häufiger anzutreffen. Viele schwören auf den Pyrenäenberghund – auch die Schäferei Lückhof - aber auch die Rassen Kangal und Kaukasischer Owtscharka trifft man immer häufiger an.
Das Team, das die Arbeit im Betrieb meistert, besteht aus dem Seniorchef Rolf Lückhof, dem Juniorchef und zwei Auszubildenden. Die tägliche Arbeit reicht von der Herdenkontrolle über die Versorgung der Herdenschutzhunde bis hin zum Zaunbau und Werben und Mischen von Futter.


Im Winter benötigt der Betrieb in etwa 800 Ballen Grassilage und 200 Ballen Heu –in den letzten drei Jahren eine enorme Herausforderung.
Das Hauptaugenmerk des Betriebs liegt in der Vermarktung von Fleisch und Wurstwaren. Und auch hier bekomme ich zu hören, dass der Betrieb ohne die eigene Veredelung von Lämmern zu Fleisch und Wurstwaren nicht wirtschaftlich wäre. Trotzdem ist zum Überleben ein zweites Standbein notwendig: die Landschaftspflege.


Einen großen Rückschlag erlitt der Betrieb 2007 bei der Blauzungenkrankeit. Und auch heute ist dieses Thema noch nicht ausgestanden. Die letzten Jahre sorgt man sich im Betrieb aber vor allem wegen der Intoleranz der Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft: sei es wegen der Herdenschutzhunde oder wegen der Zäune, die Spaziergänger dort nicht sehen wollen. Oder sei es, weil der Schlepper auch mal sonntags Wasser zu den Tieren fahren muss. Doch eine gepflegte Landschaft wünschten sich alle, die auf den Feldwegen spazieren gehen.


Auch im Betrieb Lückhof spürt man den Fachkräftemangel, aber er nehme es den jungen Leuten nicht mal übel, meint Rolf Lückhof, die Zukunft sehe gerade nicht gut aus. Auch der Lohn in der Schafhaltung sei nicht der beste, doch mehr gehe einfach nicht. Es fehle die Wertschätzung für diesen Berufsstand und seine wertvollen Dienste für Natur, Land und Kultur.

 

Die Lückhofs managen ihre Schafe mit Hilfe von Herdenschutzhunden. | Bild: Christian Amend

Von Christian Amend. Der Autor ist landwirtschaftlicher Berater beim Biokreis Erzeugerring NRW und Mitte.

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