Der Schlüssel für Klimaschutz? – Wegfall der Ungleichheit!

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Die ganze Welt spricht über den Klimawandel und alle erforderlichen Maßnahmen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, sind seit vielen Jahren bekannt. Die Bestrebungen, diese umzusetzen, sind zahlreich – in der Politik, der Landwirtschaft, der Wirtschaft. Doch 50 Jahre nach Erscheinen des Berichts „Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht der „Club of Rome“ das Buch „Earth for all“ und kritisiert darin die zu langsame und zögerliche Umsetzung. Eine neue Maßnahme tritt dabei an vorderste Stelle und diese könne etliche Probleme, mit denen die Menschheit derzeit zu kämpfen hat, lösen: die Abschaffung der Ungleichheit. 

 

Seit 1968 befasst sich der „Club of Rome“, ein Gremium aus Expert*innen verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern, mit einer nachhaltigen Zukunft auf dieser Erde. Anhand des „Earth4All-Modells“, ein Computermodell zur Untersuchung der Dynamik des menschlichen Wohlergehens auf einem endlichen Planeten, werden in diesem Buch zwei Zukunftsszenarien geschildert. „Too little Too late“ (zu wenig, zu spät) beschreibt ein Wirtschaftssystem, das mit geringen Änderungen im Wesentlichen so weiterläuft wie jetzt. „Giant leap“ (Riesensprung) zeigt im Gegensatz dazu die Transformation in eine resiliente Zivilisation. Anhand von vier fiktiven Frauenleben, die im Jahr 2020 in unterschiedlichen Regionen der Erde beginnen, erhält die Leserschaft einen authentischen Eindruck davon, was diese zwei Szenarien für uns alle und unsere Nachkommen bedeuten.

2050: Die 2-Grad-Grenze wird überschritten

„Too little too late“: Die UN-Vollversammlung wird im Jahr 2030 feststellen, dass das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verfehlt wurde. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird sich noch vergrößert haben, alle leiden unter weiteren Hitzewellen und Wetterextremen. 2050 wird der private Wohlstand der Superreichen eine staatliche Sparpolitik nach sich ziehen, unter der Gesundheit und Bildung stark vernachlässigt werden. Die Renten werden sinken, die Familien werden sich im Sinne der persönlichen Absicherung vergrößern. Die Ernährung wird westlich und industriell geprägt sein. Zusätzlich werden globale Pandemien und Klimamigration Populisten zur Macht verhelfen. Handelskriege und der Zusammenbruch von Versorgungsketten stehen uns bevor. Die 2-Grad-Grenze des Pariser Abkommens wird überschritten, im Jahr 2075 gibt es eine Erwärmung um 2,4 Grad Celsius.


Zentral ist eine Ermächtigung der Frauen im Hinblick auf gleiche Bildungschancen, gleiche Bezahlung und finanzielle Sicherheit im Alter.


Wirtschaftsziel: Wohlergehen statt Geld

„Giant leap“: Ende der 2020er Jahre wird es einen Wandel nie gekannten Ausmaßes geben. Durch eine Umgestaltung von Weltbank, Internationalem Währungsfond und Welthandelsorganisation steigen die finanziellen Ressourcen für Entwicklungsländer. Schulden werden erlassen, ein globaler Green New Deal schafft gut bezahlte Arbeitsplätze auf der ganzen Welt. Korruption wird beseitigt. Ziel wird nicht mehr sein, Geld zu bewegen, sondern die Schaffung einer „Wohlergehensökonomie“. Den zehn Reichsten gehört nicht mehr als 40 Prozent des jeweiligen Nationaleinkommens. Vermögens- und Erbschaftssteuer, Miteigentümerschaften der Öffentlichkeit an Kapitaleinkünften und Zahlungen der Industrie für die Nutzung gemeinsamer Ressourcen ermöglichen eine Grunddividende, die allen Bürger*innen monatlich ausbezahlt wird. Arbeitnehmer*innen werden gestärkt durch Miteigentümerschaften oder Funktionen in Aufsichtsräten.

 

Emissionsreiche Industrie wird nicht mehr aus Industrienationen in strukturschwache Regionen ausgelagert. Zentral ist eine Ermächtigung der Frauen im Hinblick auf gleiche Bildungschancen, gleiche Bezahlung und finanzielle Sicherheit im Alter. Dies dämmt auch das Wachsen der Weltbevölkerung ein. Zudem findet eine Abkehr von der westlichen Ernährung statt. Der Kontrast zwischen einerseits unterernährten und andererseits adipösen Menschen sowie Lebensmittelverschwendung werden aufgehoben. Das wankende System der Importe mit unsicheren Lebensmittelpreisen wird abgesetzt und die Landwirtschaft zugunsten einer regenerativen Wirtschaftsweise revolutioniert. Biodiversität und Böden werden gestärkt, auf Chemie verzichtet, Ökosysteme wiederhergestellt. Die Subventionierung der Agrarindustrie hört auf. Zugunsten einer Energiewende werden alle Sektoren elektrifiziert bei gleichzeitig beschleunigtem Ausbau der erneuerbaren Energien und deren Speicherung, etwa durch Pumpspeicherwerke, um Energie im Überfluss zu haben.  

 

Zusammengefasst sprechen die Autor*innen von fünf notwendigen Kehrtwenden:

1. Beendigung der Armut

2. Beseitigung der eklatanten Ungleichheit

3. Ermächtigung der Frauen

4. Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems

5. Übergang zum Einsatz sauberer Energie

 

Der Appell des „Club of Romes” an die Bürger*innen für eine „Earth for all“:

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Von Ronja Zöls-Biber

Der Club of Rome ist einer der bekanntesten Thinktanks der Welt. Er wurde 1968 gegründet und setzt sich für eine nachhaltige Zukunft ein. Dem Zusammenschluss von Expert*innen verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern gehören u. a. Maja Göpel, Hans J. Schellnhuber und Ernst Ulrich von Weizsäcker an. Bekannt wurde die gemeinnützige Organisation durch den Bericht »Die Grenzen des Wachstums«, der über 30 Millionen Mal verkauft wurde. https://clubofrome.de/

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