Eine Fütterungsberatung, wenn sie „richtig“ durchgeführt wird, kann man als ein ganzheitliches Konzept betrachten. Denn dabei werden nicht nur die Fütterung an sich, sondern auch die Haltung, Tiergesundheit, Genetik und das Management betrachtet. Zu Beginn einer Fütterungsberatung ist es wichtig, folgende Frage zu klären: Welches Ziel wird verfolgt, was möchte man mit der Fütterungsberatung erreichen? Nur so kann die Beratung zur Zufriedenheit beider Seiten verlaufen. Danach entscheidet sich auch, wie oft im Jahr eine Beratung stattfinden sollte. Ziel der Fütterungsberatung ist nicht zwangsläufig eine Leistungssteigerung. Betriebe, die diesen Service schon lange in Anspruch nehmen, geben vielmehr folgende Gründe und Ziele an:
- „Bestätigung“, dass die eigenerstellte Ration passt
- optimaler Einsatz der am Betrieb vorhandenen Futtermittel
- Überprüfung von Kraftfuttereinsatz/Grundfutterleistung
- Verbesserung von Grundfutter/Grundfutterleistung/Flächeneffizienz
- Verbesserung der Tiergesundheit (Euter/Klauen/Stoffwechsel) und Fruchtbarkeit
- Optimierung von Betriebsabläufen
- kleine Tricks und Kniffe lernen
- Betriebsblindheit vorbeugen, und vieles mehr
Der letzte Aspekt ist auch der Grund, warum es sich immer lohnt, zumindest einmal im Jahr mit einer beratenden Ansprechperson durch den Stall zu gehen. Zudem sehen und lernen die Beratenden auf anderen Betrieben sehr viel und können dieses wertvolle Wissen weitergeben. Auf dem Biokreis-Betrieb von Franz Strobl wird aus genau diesen Gründen schon seit mehr als 15 Jahren Fütterungsberatung in Anspruch genommen. Vater und Sohn schätzen es sehr, dass eine beratende Person einen „Blick von außen“ auf Tiere, Fütterung, Futter und Haltung wirft und wertvolle Tipps parat hält.
Neben den Milchkühen ist auch die Haltung und Fütterung von Kälbern und Nachzucht ein wichtiger Bestandteil der Fütterungsberatung – denn hier entsteht die Milchkuh von morgen.
Ziel: die optimale Ration
Was bedeutet es nun aber, eine Fütterungsberatung zu beanspruchen und wie läuft das Ganze ab? Grundsätzlich gilt: Eine optimale Beratungsempfehlung ist nur möglich, wenn man vorher einen Blick auf das Futter, die Ration und die Tiere geworfen hat und wenn die Inhaltsstoffe der eingesetzten Futtermittel bekannt sind. Eine gute und richtige Beratung kann man nämlich mit einem Puzzlespiel vergleichen: Es müssen viele verschiedene Faktoren betrachtet werden, um das Gesamtbild richtig zusammenzusetzen. Manche davon haben vielleicht auf den ersten Blick gar nichts mit der Fütterung an sich zu tun. Die wichtigsten Bestandteile der Fütterungsberatung sind:
- Betrachtung der eingesetzten Futtermittel (Geruch/Farbe/Struktur) inkl. Bestimmung des TS-Gehalts der Silagen (siehe Foto oben)
- Tierkontrolle: Kondition (in Abhängigkeit vom Laktationsstadium), Wiederkauschläge, Haarkleid, Pansenfüllung, Liegeverhalten, Klauengesundheit, Fruchtbarkeit, Eutergesundheit, allgemeines Verhalten
- Kotbetrachtung
- Überprüfung der Wasserversorgung
- Tierhaltung: Luftaustausch im Stall, Bodenbeschaffenheit, Liegeboxengestaltung, Laufwege, behornt ja/nein
- Betrachtung der (gemischten) Ration und Besprechung der Futtervorlage
- Durchsicht der aktuellen MPR-Werte sowie des letzten Probemelkens
- Ermittlung der aktuellen Kraftfuttereffizienz und Grundfutterleistung
- Begutachtung der Weide und Weidezuteilung
- Betrachtung der Kraftfutterzuteilung an der Station (falls vorhanden) inkl. der Zusammensetzung des eingesetzten Kraftfutters
- Besprechung der eingesetzten Genetik
- Futterplanung (reicht das eigen erzeugte Futter aus?/was sollte bei Mangel dazugekauft werden?)
Im Anschluss werden diese einzelnen Puzzlestücke dann zu einem Gesamtbild zusammengesetzt und so eine möglichst optimale Ration zusammengestellt. Dabei helfen Rationsberechnungsprogramme wie beispielsweise Zifo 2.0. Mit Hilfe dieser Programme können zudem weitere Kennwerte bestimmt werden, die für eine wiederkäuergerechte Ration nötig sind. Um hier möglichst genaue Kennwerte zu erhalten, sollte mindestens von den Grobfuttermitteln eine repräsentative Analyse der Inhaltsstoffe inklusive Mineralstoffe vorliegen.
Kraftfutteraufwand ist zentral
Wie erwähnt, ist die Berechnung des aktuellen Kraftfutteraufwands ein zentraler Bestandteil der Rationskontrolle. Pro erzeugtem Kilogramm Milch sollten maximal 250 Gramm Kraftfutter aufgewendet werden, alles darüber geht zu Lasten der Grundfutteraufnahme und Tiergesundheit. Professionelle Berater:innen haben ein extra Tool dafür, der Kraftfutteraufwand kann aber auch über eine einfache Exceltabelle berechnet werden (siehe Tabelle oben). Im gleichen Zug sollte dann auch die aktuelle Grundfutterleistung ermittelt werden. Die LfL Bayern setzt hier als Minimum 3.000 Kilogramm pro Kuh und Jahr an*, 4.000 Kilogramm und mehr sollten in guten Lagen mit ausreichend Niederschlägen aber auf jeden Fall das Ziel sein. Grundfutterleistung und Kraftfutteraufwand müssen dabei im Gesamtpaket betrachtet werden, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Beide Werte zu optimieren, sollte Bestandteil einer jeden Fütterungsberatung sein, denn beide haben enormen Einfluss auf die Tiergesundheit sowie den Geldbeutel der Landwirt:innen.
Viel Potenzial bei Kälbern
Neben den Milchkühen ist auch die Haltung und Fütterung von Kälbern und Nachzucht ein wichtiger Bestandteil der Fütterungsberatung – denn hier entsteht die Milchkuh von morgen. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass gerade im Kälberbereich noch sehr viel Potenzial verborgen ist.
Für alle Interessierten ein abschließender Tipp: Es gibt vielerorts gute Fütterungsberatung auf dem Markt. Entscheidet man sich für die Beratung eines Mineralfutter- oder Kraftfutterherstellers, sollte man gut im Auge behalten, wie viele Produkte des entsprechenden Herstellers in die Ration integriert werden. Oft hängt nämlich der Verdienst dieser Berater:innen mit dem Umsatz der verkauften Produkte zusammen. Da kann eine Ration schon mal unnötig teuer werden. Am „sichersten“ ist man mit der Wahl einer neutralen Beratung, wie sie von den LKVs der verschiedenen Bundesländer oder den Verbänden angeboten werden.
Von Katharina Loibl / Foto: privat