Mit etwa 12.000 Bio-Artikeln versorgt Ökoring Naturkostläden, Hofläden, verarbeitende Betriebe, Abo- und Ökokisten, aber auch Kantinen, die Hotellerie und Gastronomie, Schulen, Kindergärten sowie soziale und kirchliche Einrichtungen. „Etwa 30 Prozent des Umsatzes werden bei uns mit der Außer-Haus-Verpflegung generiert“, erklärt Steffen Neumann, im Ökoring verantwortlich für diesen Sektor. Der Beschluss der Bundesregierung „30 Prozent Bio bis 2030“ habe neben den allgemeinen Nachhaltigkeitsdebatten einen starken Impuls gebracht.
Vor allem Dax-Unternehmen müssten ihre Nachhaltigkeit unter Beweis stellen. Hierfür stellen einige ihre Kantinen auf Bio um. Daneben erhöhen vor allem Schulen, Kindergärten, religiöse Vereinigungen und Jugendherbergen ihren Bio-Anteil in der Versorgung. „Viele haben dabei das Problem, dass sie höhere Preise nicht an ihre Kundschaft weitergeben können. Sie setzen bei der Umstellung vor allem auf Bio bei sogenannten emotionalen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Eiern und Milchprodukten“, weiß Steffen Neumann.
Seit fast 20 Jahren ist er Bio-Koch und also solcher auch im Ökoring Ansprechpartner für die Umstellung auf Bio in der Außer-Haus-Verpflegung. Seine Aufgabe sei es vor allem, Küchenchef:innen und Köch:innen die Angst vor Bio zu nehmen. Die Initiative komme oft von Seiten des Managements, die Herausforderungen in der Küche blieben dem Personal. Mit der Bio-Umstellung gehe beispielsweise einher, den Einsatz von Convenience-Produkten zu reduzieren. Überdies müssten Rezepte geändert werden, um einer Teuerung vorzubeugen. „Man muss oft einfach weg vom täglichen Standard“, beschreibt Steffen Neumann die Aufgabenstellung.
Dabei habe sich der preisliche Unterschied zwischen Bio und Konventionell in den vergangenen Monaten verringert. Im vegetarischen Bereich sei er mit fünf bis zehn Prozent marginal, auch bei Beistoffen wie Ölen und Gewürzen treffe das zu. „Wir hatten in letzter Zeit sogar Lieferungen von Bio-Ölen in konventionelle Küchen, da diese günstiger waren.“ Bei Fleisch sei der Unterschied aber natürlich deutlicher. Insgesamt halte sich aber das Vorurteil, Bio sei viel teurer. „Der Rucksack der konventionellen Lebensmittel, also die externen Kosten, bleiben dabei unberücksichtigt“, kritisiert Steffen Neumann.
Milchprodukte des Biokreis-Betriebs Forstner in den Schulen
Trotzdem: Der Nachhaltigkeitsgedanke sei überall angekommen, auch in der Verbraucherschaft. Um Akzeptanz für Bio an der Theke zu erhalten, habe sich Storytelling, als Infos über die Erzeugerbetriebe, als effektiv erwiesen. Neu in diesem Jahr hat Ökoring beispielsweise Milch, Joghurt und Quark des Biokreis-Betriebs von Sepp Forstner ins Sortiment für die Schulversorgung aufgenommen. „Wir unterstützen am liebsten kleine Betriebe. Mit diesen ist Ökoring groß geworden“, betont Steffen Neumann. Daneben sei es wichtig, mittels entsprechender Medien wie Zeitungen über Bio zu informieren.
30 Prozent Bio bis 2030 – hat das Ziel eine Chance? „Im Sommer wäre es vielleicht mit Obst und Gemüse machbar. Aber ich denke, es wird sehr schwierig.“ Dass die Außer-Haus-Verpflegung eine Schlüsselrolle spielt, liegt für Steffen Neumann auf der Hand. „Sechs Millionen Menschen essen täglich außer Haus. Wenn von diesen Mahlzeiten 30 Prozent Bio wäre, käme eine enorme Menge zusammen.“
Von Ronja Zöls-Biber