Körnerleguminosen: Erfolgsfaktoren und Knackpunkte

Image

Körnerleguminosen sind als Stickstoffsammler und Proteinlieferanten ein wichtiger Baustein im Öko-Betrieb. Zur Untersuchung der Knackpunkte und Vorteile der einzelnen Arten wurden in einem Forschungsprojekt in Kooperation mit den Körnerleguminosen-Netzwerken der Eiweißpflanzenstrategie von 2015 bis 2019 Praxisschläge untersucht *. Insgesamt wurden bundesweit 410 konventionelle und Öko-Bestände von Sojabohne, Blauer Lupine sowie den Sommerformen von Körnererbse und Ackerbohne geprüft. Wichtigstes Ziel war dabei herauszufinden, welche Einflussfaktoren sich stark auf den Ertrag auswirken. Im Folgenden werden wichtige Einflussfaktoren auf den Ertrag der Öko-Bestände vorgestellt. 

 

* Projekt 2814EPS035, gefördert im Rahmen der BMEL Eiweißpflanzenstrategie

Ertrag

Die maximal erreichten Druscherträge sind ein Hinweis auf das Ertragspotenzial in der Praxis. Bei allen Arten wurden die höchsten Erträge auf konventionellen Schlägen ermittelt, sie reichten von 73 dt/ha bei Ackerbohnen bis zu 33 dt/ha bei Blauer Lupine (Grafik). Bei Handernten in Untersuchungsparzellen lagen die Spitzenerträge um mehr als 40 Prozent höher – da könnte also in der Praxis noch mehr erreicht werden. Insgesamt war die Spannweite der Erträge bei allen Arten sehr hoch. Nur bei Erbse und Ackerbohne war der mittlere Ertrag auf den Öko-Schlägen deutlich niedriger als bei den konventionellen. 

 

 

Standort

Bei Soja, Erbse und Ackerbohne stieg das Ertragspotenzial mit der Ackerzahl an. Bei der Blauen Lupine war dieser Effekt nicht zu erkennen. Keine der Leguminosen hatte große Ansprüche an Bodennährstoffe, pH-Wert und Humusgehalt. Versorgungsstufe B scheint bei den Mineralnährstoffen für gute Erträge auszureichen.

 

An die Witterung haben Soja- und Ackerbohne die höchsten Ansprüche. Soja reagierte negativ auf kühle Temperaturen von der Saat bis Ende der Blüte – zum Teil mit Ertragseinbußen von mehr als 10 dt/ha. Bei der Ackerbohne waren hingegen heiße Phasen mit geringeren Erträgen verbunden. Erbse und Blaue Lupine waren unempfindlicher gegenüber dem Temperaturverlauf. 

In ihrem hohen Wasserbedarf sind sich Ackerbohne und Sojabohne sehr ähnlich. Hohe Erträge waren erst ab Niederschlägen von 300 l/m² zu erreichen (nach Saat bis vor Ernte). Erbse und Blaue Lupine litten etwas weniger unter Trockenheit. 

Leguminosen in der Anbaugeschichte

Nur bei Erbse und Ackerbohne zeigten sich negative Auswirkungen des vorherigen Anbaus von Leguminosen (10 Vorjahre). Bei der Erbse wurden schon mit nur 10 Prozent Erbsenanbauanteil keine Höchsterträge mehr erreicht, bei 20 Prozent lag der Höchstertrag nur noch bei zwei Dritteln im Vergleich zu Flächen ohne vorherigen Erbsenanbau. Nimmt man alle Leguminosen zusammen, wurde bei 50 Prozent nur noch die Hälfte des Ertragspotenzials erreicht. Bei Ackerbohnen waren die Effekte sehr ähnlich, allerdings waren die Ertragseinbußen geringer. Während dieser Fruchtfolgeeffekt bei der Erbse sich durch sichtbare Schädigungen der Wurzeln zeigte, war das bei der Ackerbohne nicht immer der Fall. Aus den Ergebnissen konnten keine Anbauabstände für einen sicheren Erbsen- oder Ackerbohnenanbau abgeleitet werden. Es scheint vielmehr die Häufigkeit des Anbaus eine größere Rolle zu spielen als der Abstand zur letzten Kultur. 

Bestandsetablierung

Auf vielen Praxisflächen lief von der Saatbettbereitung über die Saatgutqualität bis zur Aussaat (inklusive Abdrehen und Einstellungen!) nicht alles glatt. Hier kann mit großer Sorgfalt die Basis für höhere Erträge gelegt werden! Bei einem Drittel der Bestände mit Soja, Blauer Lupine und Erbse waren zu niedrige Temperaturen nach der Saat für Ertragseinbußen verantwortlich, meist aufgrund einer zu frühen Saat. Die Ackerbohnen zeigten sich da unempfindlicher. Auch die Saattiefe war auf vielen Schlägen nicht optimal. Günstige Saattiefenbereiche waren: Soja 2 bis 5 cm, Blaue Lupine 2 bis 4 cm und Erbse 2 bis 6 cm. Bei der Ackerbohne zeigten sich bei flachen Saaten oft schlechtere Auflaufraten, jedoch ohne große Ertragseffekte.


Für den ökologischen Körnerleguminosen-Anbau ist eine funktionierende Unkrautregulierung – zum Beispiel gutes Saatbett, Striegeln, Hacken – eine wichtige Voraussetzung!


Wichtig war bei allen Arten eine gleichmäßige Saattiefe. Viele der untersuchten Bestände erreichten nicht die für hohe Erträge ausreichende Bestandsdichte. Für eine gute Ertragsbildung und Unkrautunterdrückung ergaben sich für die Erbse mindestens 80 Triebe/m² und für die Blaue Lupine 100 Pflanzen/m². Soja und Ackerbohne konnten hingegen niedrige Bestandsdichten gut ausgleichen. Für eine ausreichende Unkrautunterdrückung sollten bei Soja trotzdem mindestens 50 Pflanzen/m² erreicht werden. Insgesamt wiesen homogene Bestände bei allen Arten die höchsten Erträge und die geringste Verunkrautung auf.

Unkrautregulierung

Ein hoher Unkrautdruck war bei allen Leguminosen mit Ertragseinbußen verbunden. Am wichtigsten für einen geringen Unkrautdruck waren bei Soja, Blauer Lupine und Erbse eine ausreichende Bestandsdichte und eine gute Homogenität der Bestände. Bei der Ackerbohne spielten diese Faktoren kaum eine Rolle. Die direkte Unkrautregulierung erfolgte bei Soja mit der höchsten und bei Erbse mit der geringsten Intensität. Eine Beurteilung der einzelnen Maßnahmen war im Projekt nicht möglich. Für den ökologischen Körnerleguminosen-Anbau ist aber eine funktionierende Unkrautregulierung – zum Beispiel gutes Saatbett, Striegeln, Hacken – eine wichtige Voraussetzung!

Krankheiten und Schädlinge

Das Risiko von Ertragseinbußen durch Krankheiten und Schädlinge scheint bei Soja am geringsten zu sein. In den Beständen wurden kaum Schädigungen durch Krankheiten und/oder Schädlinge beobachtet. Nur in wenigen Fällen trat Taubenfraß nach der Saat auf.

Bei der Blaue Lupine hatten Schädigungen an Wurzeln und Knöllchen den größten Ertragseffekt – meist durch Larven von Blattrandkäfern und pilzlichen Krankheiten. Unter feuchten Bedingungen schädigte Sklerotinia einzelne Bestände. Trotz der Anthraknosetoleranz traten in Einzelfällen starke Schädigungen durch diese Krankheit auf.

 

Besonders die Erbse war von Krankheiten und Schädlingen häufig stark betroffen. Ertragseinbußen traten in vielen Fällen durch Fußkrankheiten und Blattlausbefall auf. Erbsenwickler und Erbsenkäfer hatten eine geringere Bedeutung, und Krankheiten am Spross waren nicht relevant. Auch bei der Ackerbohne traten erhebliche Schädigungen durch Fußkrankheiten auf. Die Schwarze Bohnenlaus war vor allem bei Trockenheit oft schädigend. Vom Ackerbohnenkäfer angebohrte Bohnen waren auf allen Schlägen zu finden, hatten aber kaum eine Auswirkung auf den Ertrag. Die häufigen Sprosskrankheiten Falscher Mehltau, Schokoladenfleckenkrankheit und Grauschimmel waren in der Summe etwas ertragswirksam. Ackerbohnenrost trat zwar nur selten auf, dann aber stark schädigend.

 

Von Harald Schmidt und Lucas Langanky

 

Die Autoren Harald Schmidt und Lucas Langanky forschen in der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL).

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert