Bio, nachhaltig, regional:
Naturhanf aus der Oberpfalz

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Vom Hanföl bis zum Biermischgetränk mit Hanf: Drei junge Unternehmer aus der Oberpfalz haben sich aufgemacht, Nutzhanf und seinen vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten zu neuer Bekanntheit zu verhelfen. Ihr Unternehmen heißt „Nahado“.

Hanf zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde und war über Jahrhunderte auch in Deutschland eine bedeutende Kulturpflanze. Heute ist Hanf hierzulande jedoch fast in Vergessenheit geraten. Als Nischenkultur erlebt der Hanf jedoch gerade ein Comeback, denn die Nachfrage nach dem heimischen Rohstoff wächst. Kein Wunder, denn die Pflanze erweist sich in der Verarbeitung als überaus vielfältig: Aus den Hanfsamen wird hochwertiges Speiseöl gepresst, das besonders reich an essenziellen Fettsäuren ist, die Fasern eignen sich ideal für die Herstellung von Seilen, Papier oder Textilien. Und die holzigen Teile lassen sich als Einstreu oder für Bau- und Dämmstoffe verwerten.

Ein Anfang mit vielen Herausforderungen

Diese Vielfalt an Möglichkeiten war es, die Marie-Anne Augsberger und ihren Bruder Alex vor drei Jahren auf die Idee brachte, Hanf anzubauen. Auf den sechs Hektar Land, die ihnen in der Nähe von Amberg in der Oberpfalz zur Verfügung stehen, lohnte der Anbau von Getreide kaum. Daher wollten die beiden etwas anderes ausprobieren, neue Wege gehen. Hanf schien da genau das Richtige: Eine für den Ökolandbau gut geeignete Pflanze, die nicht nur weitestgehend anspruchslos und robust ist, sondern auch noch vielseitige Verwendungsmöglichkeiten bietet.

„Anfangs war es unser Ziel, Bekleidung aus Hanf herzustellen“, erzählt Marie-Anne. „Wir haben aber schnell festgestellt, dass das in Deutschland nicht so einfach ist.“ Denn auch wenn der Hanfanbau langsam auf dem Vormarsch ist, sind die Möglichkeiten der Verarbeitung noch kaum ausgebaut – zumal bei den kleinen Erträgen, die bei ihnen anfallen.

Bevor sie jedoch überhaupt an die Verarbeitung ihrer ersten Ernte denken konnten, hatten sie noch eine andere Herausforderung zu meistern. Zur Gewinnung von Hanföl werden ab September die Samen, auch Nüsse genannt, geerntet und gepresst. Doch der Drusch der Früchte ist anspruchsvoll, weil sich die langen Hanffasern – die Pflanzen wachsen bis über drei Meter Höhe – nicht selten um die Erntemaschine wickeln und sie verstopfen. Professionelle Dienstleister machten sich wegen der kleinen Flächen aber nicht oder nur verspätet auf den Weg zu ihnen. So mussten sie die Ernste mit einer kleinen Maschine selbst stemmen.

Auch bei der Verarbeitung der 1,5 Tonnen Ertrag machten die jungen Unternehmer aus der Not eine Tugend: Kurzerhand stellten sie eine eigene Verarbeitung auf die Beine, kauften Reinigungsmaschine, Mühle und Presse und gründeten das Unternehmen Nahado. Nahado – das steht für Naturhanf aus der Oberpfalz. Der Name ist Programm, denn ihre Hanfprodukte stammen aus eigener ökologischer Landwirtschaft, werden vor Ort verarbeitet und in der Region verkauft.

Nahado: Bio-regionale Hanfprodukte aus der Oberpfalz

Der Hanf, der bei Nahado auf den Feldern wächst, ist übrigens nicht als Rauschmittel geeignet, auch wenn die Pflanzen einen markanten Duft verströmen. Ihr Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) ist so stark reduziert, dass bei Konsum keine Wirkung eintreten würde. In Deutschland dürfen nur Hanfsorten angebaut werden, die entsprechend gezüchtet wurden. Erst seit 1996 ist der Anbau von Nutzhanf in Deutschland überhaupt wieder möglich, denn seit 1982 war der Hanfanbau laut Betäubungsmittelgesetz komplett verboten.

Die Öffnung des Gesetzes für den Nutzhanfanbau ist au Sicht von Dawid Kalemba ein Glücksfall. Dawid ist bei Nahado für Vertrieb und Vermarktung zuständig und von dem vielfältigen Rohstoff begeistert: „Wir möchten den Leuten zeigen, was man alles aus Hanf machen kann,“ erklärt er, denn „wir sind überzeugt, dass Hanf der Rohstoff der Zukunft ist.“

Als Lebensmittel verarbeitet, birgt Hanf wertvolle Inhaltsstoffe. Hanfnüsse enthalten viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, darum gilt Hanföl als besonders wertvolles Speiseöl. Es eignet sich zum Verfeinern von Salaten, Rohkost und anderen kalten Speisen. Klar, dass Nahado beide Produkte im Angebot hat. Außerdem gibt es Hanfmehl und Hanfpellets, die aus den ausgepressten Nüssen gefertigt werden. Aus den getrockneten Blättern der Pflanze wird Hanftee.

Besonders stolz sind die jungen Unternehmer aber auf ihr Biermischgetränk mit Hanf und Hopfen, das ein lokale Hersteller in Amberg braut. „Klar – wir versuchen natürlich, unsere Marke zu etablieren und darzustellen“, meint Dawid und zeigt ein Bierglas, das sie passend zum Biermischgetränk mit Hanf mit ihrem Logo versehen haben. Nahado – das steht auch für durchdachte Konzepte mit einem gewissen Pfiff.

Mit dem aktuellen Sortiment, zu dem auch Seifen auf Hanfölbasis gehören, gibt sich das Team von Nahado aber noch lange nicht zufrieden. Ihr Ziel ist es, in Zukunft vielfältige nachhaltige Produkte aus Hanf herzustellen und zu vertreiben. Dafür setzen sie auf drei Qualitätsmerkmale: auf ökologischen Anbau, Regionalität und natürliche, handwerkliche Verarbeitung.

Für die Verarbeitung haben sie sich Reinigungsgerät, Mühle und Presse selbst angeschafft. Vor größeren Verkaufstagen auf regionalen Märkten bereiten sie in ihrer Manufaktur auch mal bis in die Nacht ihre Produkte vor. Jede Verpackung wird hier einzeln per Hand verschlossen und gestempelt – jede Menge Arbeit also. Auch Freunde von ihnen helfen manchmal mit, wenn die Zeit knapp ist. „Das ist natürlich anstrengend, aber auch sehr schön. Wir arbeiten dann bis in die Nacht, aber wir essen auch gemeinsam und haben Spaß dabei“, erzählt Marie-Anne.

Voller Pläne in die Zukunft

Noch können Marie-Anne, Alex und Dawid nicht von Nahado leben. Aber in den drei Jahren seit der Entstehung des Unternehmens haben sie schon jede Menge Erfahrungen gesammelt, die sie sich in Zukunft zunutze machen wollen. Die Nachfrage nach ihren Produkten ist da, das haben sie schon gemerkt. Neben vielen Naturkostläden haben inzwischen auch regionale REWE-Filialen ihre Produkte im Angebot.

Noch sind viele Menschen sehr zurückhaltend in Bezug auf Hanf, senn sie verbinden die Pflanze in erster Linie mit dem Rauschmittel. Es braucht Aufklärungsarbeit und Geduld, um Qualität von Hanf zu vermitteln.

„Wir suchen noch nach der Richtung, in die wir genau mit unseren Produkten gehen wollen. Wichtig ist uns der Bio-Gedanke und die Idee, zurück zur Natur zu gehen“, erklärt Marie-Anne. Nahado ist ein junges Unternehmen voller Ideen und Pläne, das bereits viel Einfallsreichtum bewiesen hat, um die Herausforderungen auf dem Weg zu meistern. Bestimmt werden wir in Zukunft noch viel davon hören!

 

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