Finkennest Zillham:
Regionaler geht’s nicht

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Am Ende des kleinen Feldwegs steht man vor dem hellen Haus, das mit zwei Finken verziert ist. Hier, inmitten von Feldern, Wiesen und Äckern liegt, fern jeder großen Straße, das Finkennest: die Landwirtschaft mit Bäckerei und Café von Biokreis-Mitglied Simon Fink.

Das Finkennest Zillham, nicht weit von Wasserburg am Inn gelegen, steht für regionalen und fairen Ökolandbau. Der junge Inhaber und Geschäftsführer Simon Fink erzeugt auf 11,6 Hektar Land bestes Bio-Getreide, verarbeitet es in der hofeigenen Mühle zu Mehl und backt daraus Vollkornbrot für Hofladen und Café. Dazu gibt es vielerlei herzhafte Speisen, Kuchen und Gebäck sowie die ein oder andere Besonderheit im Hofladen.

„Hauptsächlich kommen die Gäste wegen des Brots zu uns“, erzählt Simon Fink. „Aber sie interessieren sich auch für den ganzen Produktionsprozess, für die Verarbeitung vom Korn zum Brot. Es beeindruckt die Leute, dass hier wirklich alles an einem Ort passiert.“ Denn das ist die Besonderheit am Finkennest: Weil Landwirtschaft, Bäckerei und Café auf kleinster Fläche vereint sind, können die Gäste die Wertschöpfungskette unmittelbar an einem Ort erleben. Noch dazu finden die Produkte ihren Weg ohne Zwischentransporte zur Kundschaft.


Ein Café mitten auf dem Land: Wie das Finkennest entstand

Wenn die Gäste das Finkennest betreten, sind sie schon mittendrin in Bäckerei und Café. Rechts bietet der Gastraum gemütliche Sitzplätze. Links sind Küche und Backstube eingerichtet. Beide sind offen gestaltet, so dass jederzeit sichtbar ist, was dort passiert. Der Backofen bildet das Zentrum des Raums und lässt die Gäste miterleben, wie das frische Brot aus dem Ofen geholt wird. Ein echtes sinnliches Vergnügen!

Bis das Café seine Türen für die Gäste öffnen konnten, war es jedoch ein weiter Weg. Vor gut acht Jahren begann Simon Fink sich Gedanken darüber zu machen, wie es mit der Landwirtschaft am elterlichen Hof weitergehen sollte.

Seit drei Generationen gehört die Landwirtschaft zur Familie. Der Vater Josef Fink hatte in den späten 1980er-Jahren auf Ökolandbau umgestellt und mit dem Dinkelanbau begonnen. Als einer der ersten lieferte er das damals noch wenig bekannte Getreide an die Antersdorfer Mühle.  

Warum also hier, im dörflichen Schonstett, eine neue Bäckerei mit Café errichten? – Simon Fink erklärt: „Ich habe viel darüber nachgedacht, wie es weitergehen kann. Es ist heute fast unmöglich, die wenigen Hektar Land, die wir haben, gewinnbringend zu bewirtschaften. Das geht nur, wenn wir die eigenen Produkte auch selbst vermarkten. Deshalb ist das Finkennest entstanden.“

Seit zwei Jahren steht es jetzt, das Finkennest: Ein Neubau, der jedoch ganz dem traditionellen Dorfleben verpflichtet ist. Vier Jahre hat sich Simon Fink für die Planungen Zeit genommen, die bis ins letzte Detail seine Handschrift tragen. Dabei durfte der Gedanke von Ökologie und Nachhaltigkeit natürlich nicht zur kurz kommen.

Am Ende stand ein Gebäude, dass ausschließlich von heimischen Firmen unter der Verwendung von naturbelassenen Baustoffen wie Holz und Tonziegeln errichtet wurde. Während die Baustelle noch lief, studierte Simon Fink in München Hotelbetriebswirtschaft. Tagsüber das Studium, abends die Baustelle. „Das war schon ein knackiges Jahr“, erzählt Simon Fink, der auch gelernter Koch ist. Auf den in Lehre und Studium gewonnenen Erfahrungen kann er heute jedoch gut aufbauen.

Auch die Inneneinrichtung hat Simon Fink selbst übernommen und dabei auf eine nachhaltige Ausstattung geachtet. So wurden die Bretter einer alten Scheune aus dem Dorf zur Rückwand einer Sitzecke im Café. Sie verleihen dem sonst modern eingerichteten Raum einen gemütlichen Charme. Und das ist auch das Ziel: Das Finkennest möchte ein behagliches und gemütliches Nest für seine Besucher sein. 

 

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Der Ökologie und Nachhaltigkeit verpflichtet – auf dem Feld und in der Bäckerei

Moderne und Tradition im Einklang mit der Umwelt – was im Gebäude selbst verwirklicht ist, bestimmt auch die Arbeit auf den Feldern, die sich rund um das Finkennest befinden. Hier wird auch heute noch Dinkel angebaut, dazu Emmer und Einkorn. Die alten Getreidesorten enthalten mehr Vitamine und Mineralstoffe als Weizen, darum bilden sie die Grundlage der Brote und sonstigen Speisen, die im Finkennest verkauft werden.

Die Menge an Getreide, die auf den eigenen Feldern erzeugt wird, reicht für die Vermarktung in Backstube und Café gut aus. Rund eine Tonne Emmer verarbeitet die Bäckerei im Jahr, dazu viereinhalb Tonnen Dinkel. Etwas mehr dürfte es in der Verarbeitung langfristig noch sein, wünscht sich Simon Fink. Die Kapazitäten dafür wären von Seiten der Landwirtschaft vorhanden.

Überhaupt, die Landwirtschaft – auch sie ist einer traditionellen Bewirtschaftung verpflichtet. Jedes Jahr liegt ein Drittel der Flächen brach, um den Boden auf natürliche Weise fruchtbar zu halten. Das alte Prinzip der Dreifelderwirtschaft wir hier aus Rücksicht auf Natur und Umwelt mit neuem Leben erfüllt.

Weil die Felder direkt um das Finkennest liegen, reichen die weitesten Transportwege von einem Ende des Felds zum anderen – eine einmalige Situation, die bei den Gästen Anerkennung findet. Im kleinen Hofladen können die Gäste Getreide für die eigene Verarbeitung mit nach Hause nehmen. Dinkel, Emmer und Einkorn, aber auch Backmischungen und Getreiderisotto kann man hier erwerben. Wer Verpackungsmüll einsparen möchte, greift zum Mehrwegglas, in dem alle Produkte zu haben sind, auch Mehl und Getreidekörner.

Mittags wird das Mehl in kleinen Einheiten in der kleinen Mühle im hinteren Teil des Hauses gemahlen, abends der Teig aus dem frisch vermahlenen Getreide bereitet. Am nächsten Morgen wird gebacken. „Vollwertiger geht es eigentlich nicht mehr“, so Simon Fink. „Und das ist unser großes Plus.“

Es gäbe noch viele Interessantes rund ums Finkennest zu berichten: zum Beispiel über die Hofführungen, bei denen auch Schulklassen viel über Landwirtschaft und gesunde Ernährung lernen können. Oder über das Mitarbeiterteam, das sich der Wertvorstellung einer ökologischen Arbeitsweise verpflichtet fühlt und wesentlich zum Erfolg des Finkennests beigetragen hat.

Wer Gelegenheit hat, sollte sich selbst ein Bild von diesem Ort machen, an dem dörfliche Landwirtschaft, Verarbeitung und Verkauf noch traditionell gelebt werden.

 

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